Ärztliche Psychotherapie

Ärztliche und psychologische Psychotherapeuten dürfen therapieren. Was ist der Unterschied? Die Bundesärztekammer hat versucht es herauszufinden.

Es gibt zwei Ausbildungswege zur Psychotherapie.
Ärztliche Psychotherapeuten kennen körperliche Beschwerden und Erkrankungen durch ihre ärztliche Tätigkeit. Sie haben durch zusätzliche Weiterbildung in der Psychotherapie / Psychosomatik die Kenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung der Psychotherapie erworben.
Psychologische Psychotherapeuten haben Psychologie studiert und durch zusätzliche Weiterbildung die Kenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung der Psychotherapie erworben.

 

In einer Untersuchung versucht die Bundesärztekammer die Unterschiede zwischen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten zu differenzieren. Und ein positives Selbstbild der ärztlichen Psychotherapeuten zu entwickeln. Ich zitiere daraus:

 

3.2 Ergebnisse des Diskussionsforums zur Selbstdefinition Ärztlicher Psychotherapie

In den Beiträgen verdichteten sich besonders vier Merkmale zu einer fächerübergreifenden Definition:

(1) Aufgrund der ärztlich-naturwissenschaftlichen Grundausbildung -zusätzlich zur spezifischen psychotherapeutischen Weiterbildung- können psychotherapeutisch tätige Ärzte ihre psychotherapeutischen Behandlungen auf der Grundlage ihres ärztlichen Wissens von biologischen, psychischen und sozialen Perspektiven konzipieren. Und psychotherapeutische Behandlungen im praktischen Vorgehen in komplexe Therapieprogramme integrieren. So etwa kann der Ärztliche Psychotherapeut bzw. der psychotherapeutisch tätige Arzt auch medikamentöse Behandlungen und sozialpsychiatrische Maßnahmen parallel zur Psychotherapie einsetzen.
Zusätzlich können Arbeitsunfähigkeitsfeststellungen, Krankenhauseinweisungen, Antragsstellungen für Rehabilitationsmaßnahmen oder Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe, Beratungen zu Anträgen auf Schwerbehinderung etc. ausschliesslich durch Ärzte vorgenommen werden.

(2) Solche komplexen Behandlungsprogramme eignen sich besonders für die Behandlung von Komorbiditäten bei somatischen und psychischen Erkrankungen. Komorbidität bedeutet das Auftreten von einer oder von mehreren zusätzlichen (körperlichen) Erkrankungen, die auch als Reaktion zu einer seelischen Erkrankung führen. (Beispiel: Krebs und Angststörung oder Herzinfarkt und Depression)

(3) In der Praxis wird in der Zusammenarbeit mit anderen Therapeuten eine besondere Belastbarkeit im Umgang mit schwer und lebensgefährlich erkrankten Patienten erlebt.
Die angehenden Mediziner haben nicht zuletzt im Rahmen ihres Medizinstudiums einschließlich der notwendigen Praktika und Famulaturen im Vergleich zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder und Jugendlichenpsychotherapeuten eine größere Adaptation an die somatisch‐naturwissenschaftlich‐apparativen Versorgungsstrukturen erfahren.
Da die angehenden Mediziner bereits in der ärztlichen Ausbildung mit einer breiten Spektrum an Erkrankungen, aber auch damit verbundenem Leiden konfrontiert sind, wird weniger Berührungsangst und Hilflosigkeit bei ärztlichen Berufsanfängern im Vergleich zu etwa Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder – und Jugendlichenpsychotherapeuten wahrgenommen.

(4) Eine weitere Abgrenzung zu anderen Psychotherapeuten wird in der flexibleren Dosierung psychotherapeutischer Interaktionen gesehen, die eben nicht ausschließlich im vorgegebenen Rahmen der Richtlinienpsychotherapie bleiben müssen und bleiben sollten.

Zitiert aus der: „Studie zur Versorgungsforschung: Spezifische Rolle der Ärztlichen Psychotherapie“.